Morgen dann aber wirklich… die Aufschieberitis (Teil 3)
Morgen dann aber wirklich… die Aufschieberitis (Teil 3)
Meinen Glückwunsch – Sie haben in den letzten beiden Wochen die erste und schwierigste Hürde genommen: Der Anfang ist gemacht. Wussten Sie, dass die Frage „Wie fange ich an?“ wichtiger ist als die Frage „Was ist zu tun?“? Herzlich willkommen im dritten Teil des Tutorials!
Am Beginn steht wieder Reflexion. Nehmen Sie sich die Protokolle der letzten beiden Wochen vor: Mit welchen Aufgaben haben Sie sich beschäftigt? Wie ist es gelaufen? Wie stehen Sie heute Ihrem Projekt gegenüber? Bemerken Sie Unterschiede zwischen Woche 1 und Woche 2? Nehmen Sie bewusst wahr, was Sie bereits erledigt haben und wie sehr sich Ihre Arbeitsweise an diesem Projekt bereits jetzt schon von bisherigen Projekten unterscheidet. Halten Sie Ihre Eindrücke schriftlich fest. Freuen Sie sich an der Veränderung.
Teil 3: Den mentalen Hubschrauber starten und einen persönlichen Arbeitsstil finden
Jetzt geht es darum, diese Fortschritte zu festigen und Ihr Projekt bis zum Abschluss gelassen und konzentriert voranzubringen.
Starten Sie Ihren mentalen Hubschrauber
In den letzten beiden Wochen haben Sie bereits Einiges an Erfahrung mit Ihrem Projekt gesammelt. Jetzt sind sie bereit, die Vogelperspektive einzunehmen und sich einen realistischen Überblick zu verschaffen. Hier wieder ein Experiment: Stellen Sie sich Ihr Projekt als Berg vor, einen Berg an Aufgaben, der abgearbeitet werden muss. In der Fantasie starten Sie nun einen Hubschrauber und machen sich in einem Erkundungsflug ein Bild: Wie groß ist dieser Berg wirklich? Wieviel ist noch zu tun und was genau? Nehmen Sie bewusst wahr, dass Sie diesen Berg in den letzten Wochen bereits an vielen Stellen abgetragen haben!
Entwickeln Sie einen flexiblen, „lebenden“ Plan
Pläne sind eine wichtige Strukturierungshilfe, aber sollten niemals zum Selbstzweck werden. Gerade bei einer Neigung zu Aufschieberitis ist ausuferndes Erstellen von Plänen ein häufig auftretendes, zeitraubendes Ausweichmanöver. Tappen Sie also nicht in diese Falle und rationieren Sie die Zeit für diesen Punkt: Maximal eine Projektsession! Sie haben bereits einfache und schwierigere Tätigkeiten identifiziert. Der „Hubschrauberflug“ hat Ihnen einen Überblick über die noch ausstehenden Aufgaben geliefert. Wie viele Projektsessions werden es aus heutiger Sicht – schätzungsweise - noch sein? Je nach real verfügbarer Zeit, eventuell einzuhaltenden Fristen, etc. legen Sie die Anzahl der Projektsessions pro Tag für die folgende Woche fest. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Plan flexibel und vorläufig bleiben muss. Ihre Einschätzungen sind jetzt zwangsläufig noch ungenau und werden sich mit Fortschreiten des Projekts laufend ändern. Starten Sie Ihren Hubschrauber mindestens einmal, besser zweimal pro Woche und machen Sie sich ein neues Bild der aktuellen Lage. Nehmen Sie sich so regelmäßig einen klar abgegrenzten Zeitraum dafür, Ihren Plan zu aktualisieren. Der Plan muss lebendig bleiben, sich mit dem Projekt entwickeln können. Passen Sie den Plan an Ihre Arbeitsweise an, nicht umgekehrt!
Finden Sie Ihren persönlichen Arbeitsstil
Überdenken Sie die bisherige Zeiteinteilung: Welche Erfahrungen haben Sie mit 30 Minuten Arbeitszeit gemacht? Wenn Sie über diese Zeit Ihre Aufmerksamkeit gut bei Ihrem Projekt halten konnten, versuchen Sie eine Ausdehnung auf bis zu maximal 45 Minuten. Danach ist eine Pause von 10 bis 15 Minuten notwendig.
Bemerken Sie aber, dass Ihre Konzentration nachlässt, gehen Sie zurück auf 30 Minuten oder auch weniger, wenn nötig – kein Grund zur Sorge, Menschen reagieren in diesem Punkt sehr unterschiedlich. Auch Art und Schwierigkeit der aktuellen Aufgabe spielen hier eine wichtige Rolle. Und nicht zuletzt sind wir nicht jeden Tag gleich „fit“. Arbeiten Sie dann eher mit mehreren kurzen Einheiten und Pausen dazwischen.
Beginnen Sie immer mit Warm-Ups und gehen Sie erst nach mindestens einer einfachen Erledigung zu schwierigeren Aufgaben über – Ihr innerer Zweifler wird durch die Erfolge beruhigt sein und sich Ihnen weniger in den Weg stellen.
Auch hier gilt es, das persönliche Maß zu finden: Wieviel Warming-Up-Zeit brauchen Sie? Die Tagesverfassung spielt in diesem Punkt eine wichtige Rolle – achten Sie darauf, an manchen Tagen einfach bei Routineaufgaben zu bleiben, bis Sie merken, dass es leichter vorangeht.
Die Schritte in Teil 3 begleiten Sie bis zum Abschluss Ihres Projekts.
Lesen Sie nächste Woche:
Teil 4: Geben Sie der fleißigen Biene eine Chance – Entwicklung eines neuen Selbstkonzepts
Kontakt:
Wenn Sie Fragen haben oder ein Beratungsgespräch wahrnehmen möchten, kontaktieren Sie mich gerne unter:
Groh, Angelika Mag.a
Klinische und Gesundheitspsychologin und Psychotherapeutin, Beauftragte für studentische Frauenfragen
+43 1 720 12 86-213