Da gehen doch nur Bekloppte hin…?
Da gehen doch nur Bekloppte hin…?
Fragen zur psychologischen Beratung
Nein, der Titel stammt leider nicht von mir, aber ich finde ihn so treffend, dass ich für das heutige Thema eine Anleihe von einem lesenswerten Buch genommen habe (Andrea Jolander: Da gehen doch nur Bekloppte hin. Aus dem Alltag einer Psychotherapeutin. Heyne 2012).
Heute möchte ich mich dem eigentlichen Kern meiner Tätigkeit an der FH widmen, der psychologischen Beratung. Es gibt viele Fragen und Befürchtungen zu diesem Thema und sie sind gut nachvollziehbar – schließlich ist es eine außergewöhnliche Situation für die meisten Menschen.
Vielleicht denken auch Sie schon länger darüber nach, sich mit einem Thema, das Sie beschäftigt, an die psychologische Beratung zu wenden. Sie lassen den Gedanken aber immer wieder fallen, versuchen, allein damit fertigzuwerden. Es geht dann auch für eine Weile wieder besser, Sie vergessen schon fast, dass Sie das Problem hatten. Dann taucht es aber wieder auf, vielleicht heftiger als zuletzt. Sie merken - so kann, so soll es nicht weitergehen.
Aber Sie sind sich nicht sicher – wie könnte Ihnen geholfen werden? Wie wird es sein, sich einer fremden Person mit einem sehr persönlichen Thema anzuvertrauen? Können Sie sicher sein, dass niemand erfährt, worüber Sie gesprochen haben?
Hier eine Auswahl an häufigen Bedenken und meine Antworten dazu - vielleicht kann ich Ihnen die Entscheidung etwas leichter machen:
Gleich zu Beginn die Titel-Frage, die niemand wirklich so stellt, die aber Viele bewegt: Gehen da nicht nur Bekloppte hin?
Natürlich nicht. In die Beratung kommen ganz normale Menschen, die durchaus fest im Leben stehen und Vieles schon gut gemeistert haben. Aber da gibt es das eine oder andere Thema, das sich nicht mit den üblichen Methoden lösen lässt. Egal wie groß oder klein Ihnen Ihr Thema erscheint – Sie können sicher sein, dass an Ihnen viel mehr richtig ist als falsch.
Ich habe gute Freund:innen, eine fürsorgliche Familie – reicht es nicht, wenn ich mit ihnen rede?
Menschen, mit denen Sie offen über das sprechen können, was Sie wirklich bewegt, sind ein großer Schatz, den Sie hüten und pflegen sollten. Und tatsächlich können gute Gespräche im privaten Umfeld viel dazu beitragen, Probleme zu lösen und sie schützen Ihr psychisches Wohlbefinden.
Aber Sie merken vielleicht, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, vertrauten Menschen eine ganz andere Seite von sich zu zeigen, das Bild, das diese Menschen von Ihnen haben, vielleicht zu zerstören. Oder Sie möchten Andere nicht zu stark belasten, ihnen keine Sorgen bereiten und behalten deshalb Ihre Sorgen für sich.
Oft ist es einfach hilfreich, mit jemandem zu sprechen, der ganz außerhalb des persönlichen Umfeldes steht, einen Blick „von außen“ vermitteln kann und neutral, also ohne eigenes persönliches Interesse am Ergebnis, mit Ihnen Ihr Problem aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten kann.
Da wird doch nur geredet – was soll das bringen?
Sie haben Recht – ich kann Ihre Probleme nicht für Sie lösen und Ihnen Entscheidungen nicht abnehmen. Aber ich bin davon überzeugt, dass Sie selbst alles Notwendige für eine Entwicklung zum Positiven in sich haben. Sie brauchen vielleicht etwas Unterstützung beim Verlassen von eingefahrenen Denkmustern und Reaktionsweisen.
Jedes Thema verändert sich im Kontakt. Durch die Möglichkeit, offen über Schwierigkeiten sprechen zu können, wird Ihr Inneres entlastet und wieder freier für die Wahrnehmung neuer Blickwinkel und Lösungen.
Andere haben viel größere Probleme – ich habe Angst, mit meinen Sorgen nicht ernst genommen zu werden.
Alles, was Sie bewegt, hat Platz in der Beratung. Sobald ein Thema Ihnen hartnäckig Probleme macht, ist es wichtig – egal, worum es sich handelt.
Es macht außerdem Sinn, nicht erst dann Hilfe zu suchen, wenn schon das ganze Haus brennt. Am besten Sie kommen in die Beratung, wenn Sie bemerken, dass immer wieder kleine Problemfeuer aufflackern und ein großer Teil Ihrer Energie von Löschaktionen in Anspruch genommen wird.
Mein Anliegen hat nichts mit dem Studium zu tun – kann ich trotzdem kommen?
Selbstverständlich. Das Studium findet nicht auf einer isolierten Insel Ihrer Persönlichkeit statt. Wenn Sie gerade eine Trennung durchleiden, Konflikte im Job haben oder eine depressive Verstimmung jeden Tag zur Anstrengung macht, beeinflusst das natürlich auch Ihre Leistungsfähigkeit und Motivation – und damit Ihr Studium.
Ich versuche, mit allem allein fertig zu werden, meistens schaffe ich das auch. Wie soll mir jemand, der die Situation nicht so gut kennt, überhaupt helfen können?
Sie haben bestimmt schon viel über Ihr Thema nachgedacht und versucht, Lösungen zu finden. Niemand kennt Ihre Situation so gut wie Sie selbst. Es ist auch gar nicht meine Aufgabe „schlauer“ zu sein als Sie oder Ihnen fertige Rezepte zu vermitteln.
Ich habe die Funktion, Sie dabei zu unterstützen, die Wurzeln Ihres Problems aufzuspüren und damit mehr Verständnis für sie selbst und Ihre ganz persönlichen Reaktionen zu entwickeln.
Durch die besondere Gesprächssituation in der Beratung entstehen so oft neue Perspektiven und Ihr kreatives Potenzial zum Umgang mit Problemen wird wieder leichter zugänglich.
Ich möchte nicht, dass jemand von meinen Problemen erfährt – wie gut sind meine Themen in der Beratung aufgehoben?
Vertrauen ist die wichtigste Voraussetzung, um offen sprechen zu können. Als klinische und Gesundheitspsychologin und Psychotherapeutin bin ich gesetzlich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die Inhalte unserer Gespräche und auch die Tatsache an sich, dass Sie die Beratung aufgesucht haben, verlassen das Beratungszimmer nicht.
Wie läuft das alles ab?
- Terminvereinbarung
Wenn Sie ein Beratungsgespräch wahrnehmen möchten, kontaktieren Sie mich am besten per email (angelika.groh@fh-vie.ac.at). Ich schicke Ihnen dann Terminvorschläge für das Erstgespräch. Sie können zwischen einem persönlichen Gespräch und einer telefonischen Beratung wählen.
- Erstgespräch
Im Erstgespräch nehmen wir uns 45 Minuten Zeit, um Ihr Anliegen zu klären und Ideen für die nächsten Schritte zu entwickeln.
- Infos oder Begleitung
Manchmal ist ein einzelnes Gespräch zur Klärung ausreichend, aber je nach Situation kann ich Ihnen weitere Gespräche (maximal 10 sind möglich) zur tieferen Bearbeitung des Problems oder zur Begleitung durch schwierige Lebensphasen anbieten.
Auch das Vermitteln von Adressen z.B. von spezialisierten Beratungsstellen oder Psychotherapeut:innen kann bei Bedarf Teil der Beratung sein.
- Kosten
Die psychologische Beratung ist ein Service der FH des BFI Wien für Student:innen und kostenlos.
Kontakt:
Wenn Sie Fragen haben oder ein Beratungsgespräch wünschen, kontaktieren Sie mich bitte unter:
Groh, Angelika Mag.a
Klinische und Gesundheitspsychologin und Psychotherapeutin, Beauftragte für studentische Frauenfragen
+43 1 720 12 86-213